Freitag, November 10, 2006

Friseurerlebnis

Die Tage rasen davon, so dass man kaum dazukommt, von den spannendsten Ereignisse der letzten Zeit zu berichten; es gibt soviel zu erleben.
Viel Zeit ist ins Land gegangen, auch in Bezug auf meinen letzten Friseurbesuch, so dass ich es tatsächlich gewagt habe, mich hier auf die Suche nach einem Friseur zu machen. Leider habe ich mich - auf nur eine zweifelhafte Empfehlung hin - zu einem Friseur neben dem französischen Kulturzentrum begeben. Ich fragte, ob sie auch Haare von Weißen schneiden und sie sagten ohne Umwege ja. (Da die Haare von Schwarzen gekraust sind und eine völlig andere Handhabung erfordern, ist diese Frage berechtigt und nicht etwa rassistisch.) Ich setzte mich auf den Stuhl und erinnerte mich in letzter Sekunde daran, dass man in Kenia in jedem Fall VOR einem Geschäft den Preis aushandeln sollte. So bekam ich auf die Frage nach dem Preis die Antwort 10 €. Ihr würdet jetzt denken, ist doch in Ordnung, aber hier ist es wahnsinnig viel Geld, wenn man berücksichtigt, dass die Menschen hier 80 € im Schnitt im Monat verdienen. Ich begann zu handeln und fragte nach einer Preisliste und der vermeintliche Friseur sagte, es gebe keine. Das wollte ich bestätigt wissen und ging zur Rezeption und fragte dort nach einer Preisliste. Und siehe da, es gab eine: 3 € für einen Männerhaarschnitt. Wenn hier ein Weißer gesehen wird, denken viele, oh er hat viel Geld, wir können an ihm verdienen. So vergeht auch kein Tag, an dem nicht versucht wird, mittels abgenutzter Safari-Broschüre oder hunderter angebotener Taxis mit mir ein Geschäft zu beginnen. So wächst das Misstrauen auf meiner Seite und damit auch die Kontrolle, ob das stimmt, was der gegenüber für Preise kundgibt. Und warum soll man wegen seiner Hautfarbe einen anderen Preis bezahlen?
Nun denn, trotz Falschaussage habe ich mich zurück zum Stuhl begeben und mich angstvoll auf einen Haarschnitt eingelassen. Er fing auch gleich an, ohne mich zu fragen wie ich es denn gerne haben wolle. Schlechter Anfang. In Kenia laufen die meisten Männer - oder vielleicht sogar alle - kurzgeschoren herum. Nun ja, ich merkte an, dass sie nicht zu kurz geschnitten werden sollten, vor allem oben auf dem Kopf. Auch in Deutschland stelle ich mich immer an, dem Friseur zu sagen, wie es denn aussehen soll. :) Ihr wisst ja, wie ich immer rumlauf. Nun ja, nach einer Zeit fragte ich, ob er denn auch eine Schere benutzen würde, da er bisher nur mit dem Rasierer überall meine Haare gestutzt hat. Gefragt, getan. Er versuchte es mit einer Art Bastelschere, ein paar Haare zu kürzen, doch mit wenig Erfolg. Er verschwand und kam nach einiger Zeit mit einer ähnlich aussehenden Schere zurück und versuchte es erneut. Es ging zwar nicht besser, aber eine andere Schere war in diesem Friseurladen nicht vorhanden. So setzte er seine Zeremonie mit dem Rasierer fort, leider wie gesagt auf dem gesamten Kopf also auch oben mit 15mm Abstand. Ihr fragt euch, warum bist du nicht einfach gegangen? Aber soll ich mit dem halb frisierten Kopf durch die Gegend laufen? Im Nachhinein wäre es wohl kein Unterschied gewesen. Einige Deckhaare standen bereits ab. Nun nahm er erneut die Bastelschere zu Hilfe und schnitt die abstehende Deckhaare kurz. Aua, dachte ich mir. Völlig zerknirscht hoffte ich nun auf das Ende. Ich fragte nach Haargel, um das abstehende Haar etwas zu legen und nach dem nächsten Geschäft, wo Haargel verkauft wird. Fuer den Endpreis hatte ich nun eine "bessere" Ausgangsposition.
Nun denn, jetzt bin ich um eine Erfahrung reicher und wenn ich daheim bin, sieht man es dann hoffentlich nicht mehr. :)


Berichte ueber ein deutschgefuehrtes Kinderheim und einem NGO-Besuch im Slum folgen. Irgendwann kann ich dann von meinem letzten Wochenende erzaehlen. Wir waren in Mombasa am Strand. Sehr erholsam!

1 Kommentar:

jke hat gesagt…

oh my....hast Du es tatsächlich gewagt? Ich wollte es auch erst so machen (das liebe Geld, und weil es spannend wäre zu schauen wie das wird), aber jetzt bin ich doch sehr beruhigt, dass mich die Marlies letztens zum Besuch bei der Ulla im NORFOLK Hotel (!) überredet hat - eine deutsche Friseurin, die hier seit 20 Jahren lebt und arbeitet, und für 800 Kshs. (hey, so viel zahlt man in Dland beim Türken - und da wird auch nur die Maschine rausgeholt) meine Haare echt genial geschnitten hat. Vorher sah es kagge aus (zuletzt türkischer Friseur in Minga), jetzt viel besser.

Also nächstes Mal im Norfolk Hotel vorbeischauen. Das waren 800 /= mit Haarewaschen (Luxus), die sich echt mal gelohnt haben.

Enjoy! :-)