Vor einiger bzw. langer Zeit habe ich mich alleine zu einer Lesung ins Goethe-Institut aufgemacht. Es war schon interessant in Nairobi zwischen lauter Kenianern zu sitzen, mit denen man sich teilweise auf Deutsch unterhalten konnte. Der deutsche Autor Ilija Trojanow las im Wechsel mit einem kenianischen Autor aus seinem Buch „Der Weltensammler" vor. Eine Erzählung über den Expediteur Richard Francis Burton. Im Anschluss an die Lesung gab es Snacks, und Wein wurde ausgeschenkt. Ich habe Juergen (http://blog.uhuru.de) und Marlies kennen gelernt, Deutsche in meinem Alter, die hier in Nairobi aufgewachsen sind und zur deutschen Schule gegangen sind. Sie haben in Deutschland studiert und sind gerade wieder hier, um Praktika zu machen. Wir sind ins Gespräch gekommen und sind anschließend noch ins Java House, ein Cafe, das seit ca. 3 Jahren in Nairobi europäischen Standard zu fast europäischen Preisen bietet.
Marlies hat vom Kinderheim ihrer Eltern berichtet. Ein Kinderheim „The Nest" etwas außerhalb von Nairobi, das Kinder von meist Müttern aufnimmt, die aus irgendwelchen Gründen sei es zu Recht oder zu Unrecht im Gefängnis gelandet sind. Sie werden z.B. festgenommen, wenn sie ohne Genehmigung auf der Straße etwas verkaufen, und kommen abends nicht mehr zurück. Die Kinder warten vergeblich auf die Rückkehr ihrer Mutter. In einigen Fällen leben die Kinder für Wochen alleine in ihrer Hütte im Slum und verwahrlosen bis z.B. die Mutter über das Gefängnis bei einem Kinderheim Bescheid gibt und sich die Sozialarbeiter auf die schwierige Suche nach dem Kind begeben.
Marlies hatte mich eingeladen, mir das Heim einmal anzuschauen. An einem Feiertag habe ich mich mit ihrer Mutter, ihrer Schwester, Sekretärin und ihr auch auf den Weg dorthin gemacht. An diesem Tag sollte ein Dankgottesdienst für ein paar Bayern gehalten werden, die Solarkollektoren für Warmwasser als Spende auf dem Heim installiert haben.
Das Heim ist in Limuru, ca. eine halbe Stunde von Nairobi entfernt. Dort angekommen wurde ich gleich als Daktari (Doktor) vorgestellt. Die angestellte Krankenschwester begrüßte mich freundlich und war gerade beim Entfernen von Sandfloheiern aus der Fußsohle eines Jungen, der neu ins Kinderheim gekommen war. Nach einem Rundgang durch das Heim wurden mir die schwierigsten Fälle von der Krankenschwester vorgestellt. Ich sollte vorsichtshalber ein Stethoskop mit ins Heim nehmen. Das kam nun auch zum Einsatz. Auch wenn ich mich etwas überfordert fühlte, hab ich mein bestes gegeben. Kinder zu untersuchen und abzulenken gehört doch zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
Ein Junge hatte eine Schwäche des rechten Beins. Es war dünner als das andere Bein und die Reflexe waren auch schwächer. Evtl. Polio?
Ein Mädchen, fünf Jahre alt, war seit einem Monat im Nest und war viel zu klein für ihr Alter. Sie wurde von ihren Eltern in einer Art Käfig gehalten. Sie hatte Wunden am Kopf, weil sie mit dem Kopf absichtlich ständig gegen die Wand geschlagen ist. Dieses Verhalten hätte aber in letzter Zeit nachgelassen. Auch ihr ständiges Lächeln und ihr kleiner Kopf ließen auf ein geistiges Zurückbleiben vermuten. Was soll man tun?
Als nächstes kam ein zehnjähriger Junge in den Untersuchungsraum gehinkt. Er hatte durch einen Unfall ein gebrochenes Bein, das schief zusammengewachsen war. Das Bein war verkürzt und der untere Teil nach außen gedreht. Das Knie war steif. Ich konnte nur eine Operation empfehlen, in der das Bein in eine optimalere Stellung gebracht und evtl. verlängert werden kann.
Bei anderen Kindern konnte ich Herzgeräusche hören, die eine kardiologische Untersuchung erforderlich machen.
Nun rief der Gottesdienst und ich musste mich beeilen, um auch dem letzten Patienten gerecht zu werden. Ein paar Lieder habe ich im Gottesdienst noch mitgesungen und dann bin ich mit Marlies wieder nach Nairobi aufgebrochen.
Wer noch mehr über das Kinderheim wissen möchte: http://www.thenesthome.com
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